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„Über den Dächern fliegen“
Das Team vom SinN-Stiftung-Kinderworkshop bedankt sich sehr herzlich für die Gastfreundschaft der Kirchengemeinde und des Jugendhauses Martin Niemöller.
Ganz besonders bedanken wir uns für die sehr aufmerksame und freundliche Begleitung durch Herrn Kraus, denn es gab für uns im fremden Haus viele, viele Fragen und kleine Unsicherheiten. Egal ob morgens früh oder am Abend, mit Herrn Kraus konnten wir alles umgehend klären und uns dann wieder voll und ganz den Kindern widmen.
Angelehnt an die Geschichte von Mary Poppins stellten wir in fünf Tagen ein kleines Theater-Musical auf die Beine. Wir, das waren dieses Mal 83 Kinder zwischen 4 und 13 Jahren – eine bunt gemischte Gruppe aus Langwasserianer*innen, Zuwander*innen und Geflüchteten. Liebevoll betreut wurden die Kinder von 14 Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren, einige von ihnen bereits JuLeiCa-geschult, die nicht nur eine Woche ihrer Sommerferien „opferten“, sondern auch viel Verantwortung übernahmen. Drei Erwachsene komplettierten das Team der Ehrenamtlichen. Die Leitung der vier Neigungsgruppen lag bei Christine Hötschl (Theaterpädagogin), Irina Illinov (Tanzpädagogin), Olga Domaschets (Musikpädagogin) und Viktoria Levin (Kunstpädagogin). Theaterszenen mit sieben Mary-Poppins-Figuren, die sich abwechselten Tänze – natürlich auch zum bekannten „Chimchimery-Lied - und Gesang wechselten sich während der Vorstellung ab, die wir etwa 100 Eltern, Verwandten und Freunden vor einem großen Mary-Poppins-Hintergrundbild im Kirchenraum zeigen konnten. Der große Applaus zum Schluss war ein Riesenerfolg für die Kinder.
Aber eigentlich war allein schon „der Weg das Ziel“. Die beiden Arbeitsphasen in den Neigungsgruppen pro Tag waren unterbrochen durch Spielzeiten und ein warmes Mittagsessen – zubereitet von einem Team, das von Olga Belgard geleitet wurde. Morgens und abends sahen wir uns alle im großen Kreis, planten den Tag und sangen unser Workshoplied „In dem Haus, in dem wir leben, sollst Du sicher sein…“ Bei all dem hatten wir auch bei Schütteregen viel Spaß!
Für das Team der SinN-Stiftung war es dieses Mal der 30. Kinderworkshop. Danke, dass wir an unserem Jubiläum bei Ihnen sein durften. Wir haben Ihre Gemeinde als hellen, offenen und sehr freundlichen Ort erlebt.
Um mit unserem Workshop-Lied zu sprechen: „Shalom, Shalom, Auf Wiedersehen“
Sabine Arnold
Die Aussiedlerseelsorge in Prodekanat Nürnberg-Ost
Zum 1. September 2023 musste Pfr. Alexander Mielke nach drei Jahren seinen Auftrag zur Aussiedlerseelsorge im Dekanat Nürnberg-Ost leider zurückgeben. Wir wünschen ihm Gottes reichen Segen auf seinem weiteren Weg.
Die Stelle (50%) wird im Rahmen der Landesstellenplanung nicht wieder besetzt.
Bilder
Historie
Erstmals wurde die Stelle eines Aussiedlerseelsorgers im Prodekanat Nürnberg-Ost am 1.Juni 2006 mit Diakon Friedrich Röttenbacher besetzt. Auf ihn folgte 2012 Pfarrer Gerhard Werner mit 50%, und seit 1. Juni 2020 hatte Pfr. Alexander Mielke die Stelle mit 50% inne. Ausgehend von der Martin-Niemöller-Kirche in Langwasser war er schwerpunktmäßig in Langwasser, aber auch darüber hinaus tätig. Seit 1. September 2023 ist die Stelle eines Aussiedlerseelsorgers nicht mehr besetzt.
Ab 1. Juni bin ich für die Aussiedlerseelsorge im Prodekanat Nürnberg-Ost zuständig (50% Regionaleinsatz). Ich übernehme dieses Aufgabenfeld von Pfarrer Gerhard Werner in Corona-schwerer Zeit, freue mich trotzdem sehr darauf, diese neue Verantwortung wahrzunehmen.
Mit dem Prodekanat Nürnberg-Ost bin ich vertraut, denn seit 2013 bin ich Gemeindepfarrer in Röthenbach an der Pegnitz. Dort teile ich mir mit meiner Frau Heike Block-Mielke die 1. Pfarrstelle. Als Dekanatsmissionspfarrer mit Schwerpunkt auf der Tansania-Partnerschaft zu Kidugala bin ich mit den verschiedenen Gemeinden des Prodekanats in Kontakt gekommen.
Ein wenig zu meinem Werdegang: Jg. 1963, aus dem Rheinland; Vikariat in Winterhausen bei Würzburg; 6 Jahre Einsatz in Nordtansania in der Massai-Arbeit (über Mission EineWelt); fast 9 Jahre Gemeindearbeit in Wechingen und Holzkirchen (Oettinger Dekanat); 2007 bis 2013 in Toronto/Kanada (über die EKD). Nun seit 2013 in Röthenbach, dazu seit 2014 Studienleiter bei Mission EineWelt in Neuendettelsau mit den Schwerpunkten Interkulturelle Bildung und Interreligiöser Dialog.
Biographisch habe ich vor allem zwei Bezugspunkte zur neuen Aufgabe: Die Familie väterlich bestand aus Weichseldeutschen, was eine tiefgehende Erfahrung vom Verlust der ursprünglichen Heimat bedeutete. Und die lutherische Gemeinde in Toronto war eine Auswanderer-Gemeinde, gegründet Mitt e der 1950er von Deutschen, die - ursprünglich in osteuropäischen Gebieten beheimatet - ihr Glück in der „neuen Welt“ gesucht (und gefunden) hatten.
Was mir durch den Dienst in diesen so unterschiedlichen Weltgegenden wichti g geworden ist, möchte ich so ausdrücken:
Die Kirche Jesu Christi gründet in der Verheißung, dass Menschen mit sehr unterschiedlichen Lebenswegen und sehr verschiedenem biographischem Hintergrund zu einer Gemeinschaft zusammenfinden können, dass Jesus Christus uns zusammenbindet in einer vielfältig lebendigen Kirche. Das Theologen-Ehepaar Hildebrandt Rambe - früher mit mir bei Mission EineWelt, inzwischen verantwortlich für die „Fachstelle Interkulturell Evangelisch in Bayern“ – spricht von der „einladenden Weggemeinschaft von Glaubens
geschwistern unterschiedlicher Sprache und Herkunft “. Angesichts schwierigster historischer Erfahrungen, die Russlanddeutsche haben machen müssen, geht es auch um die bleibende und sehr aktuelle Aufgabe einer europäischen Erinnerungskultur, die auf Versöhnung und Verständigung ausgerichtet ist.
Was sich so schön sagt, ist eine Riesenaufgabe, und ich muss an die Aussage unseres Gesundheitsministers in anderem Zusammenhang denken:
„Wir befinden uns in einem Marathon, nicht einem Kurzstreckensprint.“
Ich freue mich, Sie kennenzulernen, ich wünsche mir eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen in Langwasser und vertraue auf
das Wirken von Gott es Geist, das wir jetzt zu Pfingsten feiern!
Pfarrer Alexander Mielke
Die Evangelische Aussiedlerseelsorge im Prodekanat Nürnberg-Ost hatte wieder zum Studientag am Samstag, den 26. März nach Nürnberg-Langwasser eingeladen. Im Mittelpunkt standen die Beschäftigung mit der Bibel und der Austausch an Informationen. Am Nachmittag besuchte die Studiengruppe das Bibelerlebnishaus hinter der Lorenzkirche.
So konnte Diakon Friedrich Röttenbacher, der zuständige Diakon in der Aussiedlerarbeit berichten, dass die Bundesregierung im Bundesvertriebenengesetz eine Härtefallregelung beschlossen hat, welche den Nachzug von Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion erleichtere.
“Am Anfang war das Wort…” unter diesem Thema stand der nun bereits 5. Studientag im Jugendhaus Phönix. Achtzehn Multiplikatoren -Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Sulzbach-Rosenberg, Amberg, Würzburg und Langwasser- trafen sich nach einem Seminar 2008. Im Rahmen des Projektes “Die neue Heimat kennen lernen” beschäftigten sich sowohl Einheimische als auch SpätaussiedlerInnen mit der Bibel.
In einem Bibelleseworkshop wurden wichtige Texte gelesen wie z.B. die Schöpfungsgeschichte, das Hohelied der Liebe und Gleichnisse sowie Briefe aus dem neuen Testament.
Eine weitere Arbeitsgruppe mit Dr. Reinhard Böttcher, Aussiedlerbeauftragter aus Amberg diskutierte über das biblische Verständnis und die Bedeutung für gesellschaftspolitische Herausforderungen. Ausgehend von Psalm 8 entstand sofort eine rege Diskussion.
Die Teilnehmer spürten sofort, dass es in diesem Text um unsere Verantwortung für die Schöpfung geht, in die Gott uns Menschen hineingestellt hat, dass wir andererseits dieser Verantwortung oft nicht nachkommen. Der Umgang mit der hochriskanten Atomtechnologie ist dafür ein beredtes Beispiel. Die kritische Haltung dieser gegenüber war “common sense”, auch die Notwendigkeit, nach tragfähigen und nachhaltigen Alternativen zu suchen einschließlich der Einsparung von Energie.
Als ein Teilnehmer ein entschlossenes Plädoyer für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen auf 130 km/h ablegte, meinte allerdings eine Teilnehmerin, das sei viel zu niedrig, man müsse doch schneller fahren können. Daran wurde für alle deutlich, dass es eben ohne Umorientierungen nicht geht, dass wir alle gefragt sind in der Art, wie wir unser Leben gestalten.
Bewegend war auch noch zu hören, dass ja viele Aussiedlerinnen im Jahr 1986 sehr viel näher an Tschernobyl dran waren als wir hier...
Die dritte Arbeitsgruppe hatte sich mit Diakon Georg Pfundt aus Würzburg zur Aufgabe gesetzt ein Bibelwort als Wegbegleitung durch das Leben zu finden.
Es ist innerhalb der evangelischen Kirche eine gute Tradition, zu wichtigen Gelegenheiten wie Taufe, Konfirmation oder Trauung mit Sprüchen aus der Bibel seinem Glauben auch Gestalt zu geben.
Danach haben wir uns über die persönlichen Segenssprüche unterhalten. Wir haben festgestellt, daß jeder so einen Spruch für sich hat, der ihn begleitet oder den er immer in Gedanken hat, wenn unvorhergesehenes geschieht. Ein Bibelspruch als Lebensbegleiter.
Nach einem fulminanten russlanddeutschen Mittagessen in drei Gängen, mit Gemüsesuppe, Salatteller und überbackenen Auberginen war der Besuch des Bibelerlebnishauses am Nachmittag dran.
Beeindruckend die Führung durch Frau Schnitzler. Die Gäste konnten sich hineinversetzen in die Lebenswelt des Alten und Neuen Testamentes und es zeigte sich, dass die Lebenswelt in Russland oder Kasachstan der biblischen Lebenswelt in Geschichten und Bräuchen näher kam.
Die Eindrücke und Erfahrungen im Bibelerlebnishaus wurden mit der Vorstellung des Medien- und Bibelangebotes ergänzt.
Nach einem gemütlichen Kaffeetrinken im Jugendhaus Phönix und neuen Informationen aus der Aussiedlerpolitik traten alle wieder ihre Heimreisen an.
Eine Teilnehmerin aus Sulzbach-Rosenberg meinte, dass der Studientag weiter gehen muss, denn schließlich haben wir uns noch viel zu sagen: Spätaussiedler und Einheimische gleichermaßen.
Friedrich Röttenbacher
“Blick vom Hesselberg in Richtung Osteuropa” – so titelte der Altmühlbote.
Der bayerische Landesbischof Dr. Johannes Friedrich ging in seinen Ansprachen auf die Integration ausländischer Mitbürger in unserer Kirche ein.
Rund die Hälfte der Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, die im Anschluss an die politische Wende in Osteuropa nach Bayern kamen, sind evangelisch. Das sind über 10 Prozent der 2,6 Millionen evangelischen Christen in Bayern. In manchen Gemeinden stellen die sog. Russlanddeutschen mehr als die Hälfte der Mitglieder.
Und der Landesbischof weiter:
Obwohl nicht mehr viele Spätaussiedler zu uns kommen befindet sich die Landeskirche noch “Mittendrin” im Prozess der Integration in die Gemeinden. Jetzt sind die Aussiedler da und sie sollen in unseren Gemeinden vorkommen, dabei sein und dazu gehören.
15000 Protestanten kamen zum Treffen evangelischer Christen…
Anlässe gab es genügend: 200 Jahre Landeskirche in Bayern, 20 Jahre Evangelische Aussiedlerarbeit, das schöne Wetter und die Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann aus Hannover als Gastpredigerin.
Sie umschrieb in ihrer Predigt aus dem Evangelium des Johannes ein “kreatives Dreieck der Liebe” zwischen Gott, Jesus und den Menschen.
So mancher Bürger distanziere sich vom Glauben, und das ganze Land scheine die Lust auf Nachwuchs, Kreativität und Zukunft verloren zu haben, so Käßmann.
Sie forderte uns auf “aus der Liebe Gottes zu den Menschen die Kraft für die Nächstenliebe zu schöpfen”.
Die Aufgabe bestehe darin, sich des brausenden Geistes des Pfingstfestes zu erinnern, diesen stürmischen Geist zu leben und sich christlicher Verantwortung zu stellen.
26 Spätaussiedler der Evangelischen Aussiedlerseelsorge aus Nürnberg beim Kirchentag auf dem Hesselberg – auf dem Gruppenbild fehlen noch die TeilnehmerInnen, die sich unter das Publikum gemischt hatten.
Nach einem Stau vor dem Hesselberg konnten wir den Gottesdienst direkt aus dem Radio mitverfolgen. Rechtzeitig zum Segen der Landesbischöfin aus Niedersachsen hatten wir dann den Festplatz erreicht.
Die Spätaussiedler aus Nürnberg-Langwasser und Sankt Leonhard-Schweinau hatten ihre Brotzeit mitgebracht und freuten sich über die Stimmung auf dem Hesselberg und das schöne Stück Natur.
Anatoly und Ivan hatten bald den Hesselberg “erklommen”. Andere mischten sich unter die Gläubigen.
Tatjana: Die Posaunen waren etwas Besonderes…
Ella: Das Lied mit Herzen, Mund und Händen (Nun danket alle Gott…) habe ich schon mal gesungen…
Erna: Das Thema “Glauben leben” hat mich interessiert. Da wurde über die Beichte gesprochen, das finde ich wichtig…
Sascha: Es interessiert mich - einiges habe ich verstanden. Manches aber nicht…
Es war schon beeindruckend - auch, wenn durch die vielen Menschen uns dann doch der ein oder andere Informations-Stand verborgen geblieben ist.
Die mitgebrachten Brotzeiten wurden miteinander geteilt und das Fränkische Knieküchle schmeckte auch mit Kagorwein und einem Glas Wodka ganz gut.
Spätaussiedler aus ganz Bayern kamen zum Hesselberg, ein Chor aus Amberg, eine Theatergruppe der Evangelischen Jugend Ansbach und ein Singkreis aus Langwasser.
Die Aussiedlerseelsorger in Bamberg, Coburg, Nürnberg, Sulzbach und Würzburg starteten am Wochenende vom 10.-11. Oktober ein Seminar für evangelische Aussiedler und Einheimische. Zwölf Spätaussiedler und acht Einheimische stellten sich den Fragen der Integration von Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion in unsere Gesellschaft. Schwerpunkt des ersten Seminars in der Begegnungsstätte am Ellertshäuser See war das Kennenlernen der Lebensgeschichten. Die ausführliche Biografiearbeit der überwiegend weiblichen Teilnehmerinnen sorgte für neues Verständnis untereinander. Die Schilderung des Lebensweges einer russlanddeutschen Teilnehmerin konnte einen Eindruck der vielen Schicksalswege von Spätaussiedlern vermitteln. Frau Erna Bachmann vor dem Krieg am Schwarzen Meer geboren verbrachte ihre Kindheit in Polen, dann Deutschland, Archangelsk und sieben weitere Jahre im Kinderheim in Tula, während der Vater in Jakutsk, Sibirien zur Zwangsarbeit verpflichtet war. Dann Wiedertreffen des Vaters und Umzug an den Ural und schließlich über Taschkent 1993 die Ausreise in die Bundesrepublik.
Ziel des Seminars war es vor Ort weitere Initiativen und Begegnungen von Einheimischen und Spätaussiedlern zu starten.
Konkret wurde dies mit einem Kochkurs in der Martin-Niemöller-Kirche, der am 7. November durchgeführt wurde. Am 2. November fand ein Kulturcafe statt und am 21. Dezember treffen sich dann die AussiedlerInnen und Einheimischen bei einer Weihnachtsfeier mit Gottesdienst in deutscher Sprache mit russischen Übersetzungen. Bei einer erneuten gemeinsamen Tagung werden dann die Erfahrungen ausgewertet.
“Wir lassen uns durch dieses Haus einladen eine fremde Heimat kennen zu lernen”, mit diesem Satz beschrieb der Schirmherr der Wanderausstellung “Das Russlandsdeutsche Haus” (RDH) Dekan Michael Bammessel das Anliegen treffend. Das RDH vom 2.-9. Juni 2008 in der Martin-Niemöller-Kirche war ein voller Erfolg. Vierzig Gruppen aus den Gemeinden des Dekanats und darüber hinaus sowie Einzelbesucher kamen in die Wanderausstellung (500 Besucher).
In vier Räumen und einem Korridor wurde das Leben von sogenannten Russlanddeutschen dargestellt. Ein Wohnzimmer -zugleich Küche und Schlafzimmer- zeigte, wie einfach, praktisch und doch gemütlich die Russlanddeutschen ihr Haus gestalteten. Wände waren mit originalen Fotos geschmückt, die von Spätaussiedlern für die Ausstellung zur Verfügung gestellt worden waren. Auch mitgebrachte Gebetbücher lagen neben handgeschriebenen Liederbüchern im Betraum. Die Erfahrungen von Spätaussiedlern mit Vertreibung und Lager wurden im Gedenkraum anschaulich dargestellt. Der Korridor erklärte das Aufnahmeverfahren, welches den Spätaussiedlern eine Menge an Formalitäten und Wartezeiten zumutete.
Nach jeder Führung durch das RDH tauschten sich die Gruppen noch intensiv mit den BegleiterInnen der Ausstellung aus. Es waren durchwegs betroffene SpätaussiedlerInnen, die durch das RDH führten und über ihr Leben Auskunft gaben. Auch die Erwartungen an die neue Heimat und die Integration wurden besprochen. Einige Besucher wurden immer wieder in den Tagen darauf bei den gut besuchten Begleitveranstaltungen gesichtet. Schon die Eröffnung der Ausstellung mit 120 TeilnehmerInnen durch den Schirmherrn Dekan Michael Bammessel zeigte das große Interesse am Thema “angekommen-angenommen".
Im Vorfeld wurde im Großraum Nürnberg informiert. Der extra für die Ausstellung installierte, mit SpätaussiedlerInnen und Einheimischen besetzte Trägerkreis schuf die Voraussetzung für das Gelingen des RDH. Die 25 AusstellungsbegleiterInnen wurden in Schulungen auf ihre Aufgabe vorbereitet. Schließlich ging es uns nicht nur darum, eine Woche ein RDH zu zeigen, sondern um die Aktivierung von Initiative für die Spätaussiedler in Kirche und Gesellschaft. Der Trägerkreis hatte sich ein buntes Programm überlegt, das gut besucht war.
Beim Fest der Begegnung zwischen Einheimischen und SpätaussiedlerInnen wurden typisch deutsche und typische russische Klischees bemüht und bei Quiz, Musik und Tanz zeigten sich viele Fähigkeiten. Die Gesangsgruppe “Volksquelle” vom “Haus der Heimat” kam mit ihren Trachten. Die Band “remix” begeisterte mit internationalen Songs und der Posaunenchor der Paul-Gerhardt-Kirche spielte zum Schluss den “Zapfenstreich”.
Beim Kochkurs am Donnerstag ging es dann letztendlich doch eher um das gemeinsame Essen. Anna und Olga bezauberten mit einer Kochshow, in welcher die Herstellung des Fleischstrudels erklärt wurde und das entsprechende Rezept seine Abnehmer fand. 12 KochkursteilnehmerInnen bekochten 49 potentielle KochkursteilnehmerInnen. Beim Essen waren sie dann alle vereint.
Nach den drei Begegnungsveranstaltungen in der ersten Wochenhälfte standen drei Theaterveranstaltungen im Mittelpunkt der folgenden Abende. Das russlanddeutsche Theater Warkentin (88 Besucher) mit dem Stück “Der weite Weg zurück” verstand es vortrefflich die Gefühlswelt von SpätaussiedlerInnen zu thematisieren und plädierte für ein “Aufeinander Zugehen” im Alltag.
Lilia Tetslau spielte das Stück “Die verzogene Prinzessin” vor 78 Kindern, die ganz bei der Sache waren und der Theatermacherin eine Menge Flexibilität abverlangten. Beim Kabarett - Lilia Tetslau ist die einzige russlanddeutsche Kabarettistin in Deutschland - wurden Stimmungen und Verstimmungen von Russlanddeutschen und Einheimischen aufs Korn genommen.
Alle Veranstaltungen fanden in der Martin-Niemöller-Kirche in Langwasser statt. Die Gemeinde hatte dem Umräumen und den ganzen Veränderungen des Gemeindealltags zugestimmt und es wurde die Funktionalität der Kirchenräume ausgereizt.
So wie zu Ausstellungsbeginn das RDH sach- und fachgerecht unter Anleitung von Pfr. Edgar Born und Diakon Matthes Mustroph aufgebaut worden war, wurde es bei Anwesenheit der letzten Ausstellungsbesucher auch wieder abgebaut. Auf dem freien Platz in der Kirche fand dann am gleichen Abend ein Feierabendmahl für alle, meist ehrenamtlichen MitarbeiterInnen statt. 35 MitarbeiterInnen hatten das RDH eine Woche lang begleitet und viele meinten, eine Woche wäre dann doch etwas zu kurz gewesen… Aber das RDH hatte schon sein nächstes Ziel im Heuchelhof in der Würzburger Gethsemanekirche.
Über das große Interesse und gelungene Begegnungen freute sich Diakon Friedrich Röttenbacher von der Evangelischen Aussiedlerseelsorge: “Dieser Erfolg war möglich, weil die Veranstalter, die “Evangelische Aussiedlerseelsorge” und die dekanatliche “SiNN-Stiftung e.V.”, mit dem Verein “Helfen von Herzen e.V.” und dem “Haus der Heimat e.V.” kooperierten.” Und Frau Dr. Sabine Arnold von der Sinnstiftung ergänzt: “Wir haben wieder neu erlebt, wieviel Kraft und Wissen in den russlanddeutschen Zuwanderern steckt, die im Alltag oft nicht eingesetzt werden können, weil viele arbeitslos sind und am Rand der Gesellschaft leben.”
Das RDH mit seinem Aktivierungsprogramm gab den SpätaussiedlerInnen und Einheimischen die Möglichkeit einander zu begegnen, sich näher zu kommen, voneinander zu erfahren und zu lernen und damit Vorurteile abzubauen - in Anlehnung an die Worte des Schirmherrn: “Die Nürnberger, die Franken und die Spätaussiedler: Das kann noch etwas werden …” Mit den Veranstaltungen im Juni 2008 wurden erste gemeinsame Schritte der Annäherung getan.
Wenn sich die Kirchengemeinde um ihre AussiedlerInnen bemüht, dann gibt es kaum Probleme. Wichtig ist, dass man auch bereit ist von den AussiedlerInnen zu lernen. Der ehemalige EKD-Beauftragte Wollenweber gibt folgenden Rat: “Lasst die Menschen doch einfach einmal erzählen, woher sie kommen, was sie erlebt haben, welche Erwartungen sie haben und welche Frömmigkeit ihnen eigen ist.”
Friedrich Röttenbacher,
Diakon und Aussiedlerseelsorger